18. April 2013

FAUX FOX trifft... Fionn Dobbin

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 Unser Reporterfuchs Fabian hat sich im Vorfeld der Ringstraßen Galerien Designer Awards mit den Stargästen unter den diesjährigen Jurymitgliedern getroffen: Fionn Dobbin - lettischer Unternehmer und Pionier im Bereich Social Fashion Business und Kiera Chaplin - Schauspielerin, Model und Enkelin der Showlegende Charlie Chaplin.

Hier das Interview mit Herrn Dobbin:

 
So ein netter Herr!
MAMMU, worum geht es dabei?

Wir sind ein Modelabel aus Riga und arbeiten mit den besten nationalen, aber auch zahlreichen internationalen Designern zusammen. Unsere neueste Kollektion beispielsweise wird von Ernest Alexander gestaltet.
Von außen sind wir also ein normales Label mit tollen Fotografen und tollen Designern. Im Inneren sind wir aber ein bisschen anders. Als Sozialunternehmen werden unsere Produkte von Müttern hergestellt, die Erziehung ihrer Kinder und Geldverdienen miteinander verbinden müssen aber auf Grund der nicht flexiblen Arbeitszeiten am Arbeitsmarkt keinen Job finden. Wir machen Workshops, geben ihnen Textilien und wann immer Zeit ist, können sie unsere Produkte produzieren und an uns verkaufen.
Uns geht es nicht darum, Profit zu machen und uns das Geld in die Tasche zu stecken, sondern wir wollen mit der MAMMU-Bewegung gegen ein Problem in der Gesellschaft ankämpfen.
Ich zeig dir mal ein paar Sachen!


Was mir gleich auffällt, ist die saubere Verarbeitung.

Ja! Die meisten Frauen in Lettland haben ohnehin sehr viel Erfahrung als Schneiderinnen, weil sie auch oftmals nicht an Klamotten kamen und dadurch selbst Mode herstellen mussten. Schau hier zu Beispiel: Das ist von den lettischen Designern MAREUNROL'S!

#totesamaze


Oh Magnetverschluss!

Genau! Dieser Schal ist quasi dekonstruiert – hinten aus dem Revers bei einem Jackett rausgenommen und dann passend umgewandelt.



Verzichtet ihr also zur Gänze auf Produktionsstätten?

Wir haben eine dezentrale Produktion - das heißt wir produzieren in der ganzen Stadt, müssen keine Maschinen oder Sonstiges kaufen und unterstützen damit das Einkommen der Frauen. Schön langsam haben wir auch begonnen, mit Großvätern zusammen zu arbeiten. Da gibt es beispielsweise Kleiderbügel aus Holz, das die Großväter am Land im Wald finden und gleich verarbeiten.


Aber woher stammt denn das Konzept für MAMMU?

Ah genau, das Konzept! Ich bin eigentlich Produktdesigner und als ich eine Toilette entwickelt habe, bin ich auf das Thema “Social Business“ gestoßen. Ich habe mich dann immer weiter involviert, habe angefangen eigene soziale Ideen auf die Beine zu stellen und bin - samt sozialem Engagement - wegen meiner Frau, die Lettin ist, nach Lettland gezogen. Ausschlaggebend für MAMMU war dann letztendlich ein persönlicher Vorfall – ich kannte eine Frau, die plötzlich Witwe geworden ist und von einem Tag auf den anderen alleine war, keine Unterstützung vom Staat bekam und da wollte ich sehen, was man machen kann, um mit diesem Problem umzugehen.

Bitte, danke.


Heutzutage ist profitorientiertes Business der Alltag – was braucht es, um in Zeiten wie diesen ein “Social Business“ aufzustellen?

Ich finde es ist ganz normal, dass man als Mensch gerne Sachen für sich, aber auch gerne für andere Menschen macht!
Auch ich habe nebenbei noch Projekte, die voll auf Profit aus sind aber da fehlt dann halt das Menschliche. Besonders in der Zukunft wird es ziemlich wichtig sein, dem Konsumenten zeigen zu können, das mit dem investierten Geld neben einem Kauf auch etwas Gutes getan werden kann.


Sucht ihr euch die Designer eurer Kollektionen aus oder werden diese von alleine auf euch aufmerksam?

Es gibt ja dieses wirtschaftliche Prinzip, dass jeder Mensch über sechs Handschläge mit einem anderen verbunden ist. Im kleinen Lettland wären das ein bis zwei Handschläge! Wenn man, wie ich, schon ewig lange in der lettischen Künstlerszene unterwegs ist, weiß man, wer die Talente sind.
Kurz nachdem wir an die Öffentlichkeit gegangen sind entstand schon beinahe eine richtige Bewegung. Junge Fotografen und Designer haben sofort gefragt, ob sie uns nicht irgendwie helfen können. Wenn jemand also für uns fotografieren, modeln oder designen möchte, sind die Leute immer herzlich willkommen.

Sie hat jetzt Lust auf Herbal.


Sozial also nicht nur im Sinne von “Social Business“ sondern auch “Social Communication“?

Ja genau! Keinerlei Arroganz oder Sonstiges – wir sind wirklich sehr offen!


Möchtest du noch eventuelle Zukunftspläne für MAMMU mit uns teilen?

Klar! Wir werden weiter mit Designern arbeiten, spekulieren auch schon über eine MAMMU-Filiale in Wien, wo wir an den Problemen, die es in Österreich gibt, arbeiten. Vielleicht finden sich ja auch hier Großväter, die gerne Kleiderbügel herstellen? Hierbei würde dann weniger das Finanzielle im Vordergrund stehen, sondern die Überwindung der Einsamkeit dieser Menschen. Da muss man erst mal schauen, welche Probleme es gibt und wie wir diese überwinden können.

MAMMU ist wie ein kleiner Samen, den man überall einpflanzen kann. Wie viel Sonne und Wasser schlussendlich benötigt wird – weiß man erst, wenn er wächst.

Zusammen ist man weniger allein.



Interview:  Fabian Riess

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